Praktika für Flüchtlinge: Diskriminierung von Deutschen?

Wir bieten seit ein paar Wochen spezielle Praktika für Flüchtlinge an. Die Idee dazu ist entstanden, als wir überlegt haben, was wir als Unternehmen machen können, um die Integration der Flüchtlinge in Deutschland aktiv zu unterstützen. Mit dem Praktikum wollen wir einerseits einen ersten Einblick ins Arbeitsleben in einem deutschen Unternehmen bieten (auch wenn wir vielleicht nicht so ganz einem durchschnittlichen Unternehmen entsprechen ;) ) und andererseits einfach auch die Chance bieten, mit Deutschen in Kontakt zu kommen. Die Idee dahinter ist nicht unbedingt, dass wirklich effektiv gearbeitet wird, sondern wir planen ein, dass wir sehr viele Dinge mehrfach erklären müssen, weil einfach die Sprachkenntnisse noch nicht so da sind. Arbeitsbereich wird vor allem unser Lager, der Versand und der Shirtdruck sein. Im Moment sind wir noch dabei, Bewerber zu suchen, das heißt es gibt noch keinen Flüchtling, der hier bei uns ist.

Gestern bekamen wir nun folgende eMail von einer Kundin:

Mein Sohn würde auch gerne ein Praktikum bei Ihnen machen aber leider leider ist er ja kein Flüchtling.  Ist Ihnen klar, dass diese Annonce höchst diskriminierend ist ? „Praktikum für Flüchtlinge“ – Das Gleichheitsgebot schreibt vor, dass keinerlei Unterscheide gemacht werden dürfen – weder beim Geschlecht noch bei der Herkunft / Nationalität. Unfassbar !!

Wir bieten natürlich auch Praktika für Einheimische, zur Zeit haben wir Stellen im Marketing und ganz allgemein als Schülerpraktikant ausgeschrieben, aber grundsätzlich lesen und beachten wir auch jede Initiativbewerbung. Abgesehen davon können wir die Kritik aber auch sonst nicht so ganz nachvollziehen. David hat daher folgende Antwort geschrieben:

vielen Dank für Ihre Kritik. Auch wenn mir unsere aktuelle Schülerpraktikantin gestern noch bei der Arbeit zugesehen hat, möchte ich Verständnis für Ihre Verägerung zeigen. Denn was Sie aktuell nicht wissen können, ist, dass unsere mannigfaltigen Angebote für reguläre Praktika derzeit aufgrund ihrer Beliebtheit allesamt belegt sind.

Ihre Einwände sind ansonsten grundsätzlich vollkommen berechtigt, jedoch treffen diese hier aufgrund der sehr spezifischen rechtlichen Rahmenanforderungen der Flüchtlingspraktika ganz einfach nicht zu.

Wir würden uns aber sehr darüber freuen, wenn Ihr Sohn uns eine Bewerbung an bewerbungen@getdigital.de schicken würde ( richten Sie ihm gerne einen herzlichen Gruß von mir aus ). Denn auch wenn die regulären Praktika momentan aus besagten Gründen nicht öffentlich ausgeschrieben sind, ist eine Initiativbewerbung immer herzlich erwünscht und schlichtweg immer eine Option, wenn man etwas wirklich möchte.

Ich muss Sie jedoch auch Ihrerseits um Verständnis bitten, wenn ich Ihre unangebrachte Süffisanz nicht völlig unkommentiert stehen lassen kann. Zwar gehe ich ganz fest davon aus, dass aus Ihrer Nachricht einfach nur die verständliche Enttäuschung für Ihren Sohn spricht, aber er ist nicht leider, sondern zum Glück nicht auf der Flucht. Angesichts der Not und Hilfsbedürftigkeit der Betroffenen fänden wir es sehr bedauerlich, wenn Sie diesen die Chance auf ein Praktikum einfach nur neideten, zumal dies im Bezug auf Ihren Sohn ja überhaupt nicht den Tatsachen angemessen wäre.

Wir waren als Unternehmen sehr beeindruckt von der großen Bereitschaft der Flüchtenden bei uns zu arbeiten, so dass uns im Gegenzug die aktive Eröffnung des Flüchtlingspraktikums ein Herzensanliegen war. Indes hat dies nicht die geringste Auswirkung auf unsere sonstigen Jobangebote – und falls Ihr Sohn allein aufgrund dieser gesonderten Ausschreibung noch nicht mit uns in Kontakt getreten wäre, wären es keine Flüchtlinge gewesen, die ihm diese Chance verdorben hätten.

Insofern hoffe ich sehr, dass ich die Hintergründe ein wenig gerade rücken konnte und Ihre Verärgerung der Motivation für Ihren Sohn weicht. Denn genau genommen geht es hier ja um ihn. ;-) Er ist herzlich bei uns eingeladen und kann mich auch gerne bei Bedarf vorab unter der folgenden Rufnummer erreichen: 0431 5907845.

Das Kontaktangebot gilt aber natürlich auch für Sie persönlich. Lassen Sich mich sehr gerne wissen, wenn Sie hierzu noch Fragen oder Wünsche haben. Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung! :-)

Wie seht ihr die Sache? Unserer Meinung nach ist es eigentlich ziemlich eindeutig, was wohl auch ein wenig dazu geführt hat, dass die Antwort von David etwas härter ausgefallen ist als wir normalerweise kommunizieren.

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Philipp

Ich bin der Chef von getDigital und war schon immer ein ziemlicher Nerd: Meine Jugend habe ich mit Warhammer, Magic, Pen & Paper und einem extrem nerdigen eMail-Spiel namens Eressea verbracht und gleich danach dann theoretische Physik studiert. Weil mir das aber irgendwie noch nicht gereicht hat, hab ich einfach auch noch mit meinem Freund Florian einen Nerd-Shop gegründet :)

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